Vanilla Overdrive MKIII
Vanilla Overdrive MKIII
Hinweis: Diese Version des Vanilla Overdrive wird nicht mehr unterstützt und steht nur noch aus historischen Gründen online. Bei Interesse am Vanilla Overdrive bitte die neue Version Vanilla Overdrive 60 verwenden.
LoV - Episode I - Vanilla Overdrive: Ursprünglich konzipiert für Einsteiger in die Röhrentechnik starteten die LoV-Projekte vor einigen Jahren mit dem Vanilla Overdrive. Mit der 2012er MKIII Version des Vanilla Overdrive hat sich dieses Projekt zu einem sehr vielseitigen Röhren-Overdrive-Preamp entwickelt, der Vergleiche mit kommerziellen Produkten nicht scheuen muss.
Das Herz des Vanilla Overdrive besteht aus 2 Stück 12AU7 Röhren, welche mit einer für Röhren ungewöhnlichen, aber für Menschen ungefährlichen Spannung von rund 12 V arbeiten.
Die Schaltung selbst ist nicht aussergewöhnlich und beinhaltet auch kein Mojo nur ein paar Anpassungen bei den Bauteilwerten, die bei der niedrigen Anodenspannung zu einem besseren Ergebnis führen.
Geändert wurde in der MkIII des Vanilla die Eingangsstufe, welche zum einen immer „Ein“ ist und zum anderen um eine einfache „Boost“ Funktion in Form eines zuschaltbaren Kathoden-Bypass-Kondensators erweitert wurde. Dies hat zur Folge, dass die Boost-Funktion sowohl im Overdrive als auch im Bypass-Modus zur Verfügung steht.
Eine Reduzierung erfolgte bei der Klangstellung. Diese wurde auf eine einfache aber dennoch sehr effektiv arbeitende Ton-Blende umgestellt, wie Sie auch in verschiedenen Marshall-Verstärkern zu finden ist. Der Grund für diesen Schritt ist der sehr geringe Signal-Pegel der bei 12 V zur Verfügung steht und da der Einsatz des Vanilla meist vor einem „normalen“ Verstärker sein dürfte, welcher zudem in den allermeisten Fällen auch über eine eigene Klangstellung verfügt, dürfte dieser Schritt zurück eher als ein Schritt nach vorne zu werten sein, den weniger (Knöpfe) sind oftmals mehr (Sound).
Um dennoch ausreichend Pegel zu haben und um das Signal deutlich stärker zu übersteuern als in den vorhergehenden Versionen wurde in der MkIII auf einen JFET zurückgegriffen, welcher gleich nach der Klangstellung und dem Drive-Regler folgt und für eine deutliche Pegelanhebung zuständig ist. Die Puristen mögen uns dies verzeihen, aber manchmal muss man eben Kompromisse eingehen, insbesondere wenn diese sinnvoll und zielführend sind. Der BF245 tut zwar nicht weh, aber wer dennoch keinen Sand im Getriebe haben will, der kann den im Schaltplan rot eingezeichneten Bereich auch weglassen und den Ausgang des „Drive“ Potis direkt mit dem Gitter der folgenden Röhrenstufe verbinden – aber wie schon geschrieben wird dies zu einem deutlichen geringeren Pegel führen.
Die im Schaltplan blau eingezeichneten Spannngswerte sind Richtwerte, die man in ähnlicher Höhe bei einer Versorgungsspannung von 12,6 V messen sollte, sofern kein Fehler in der Schaltung vorliegt. Wird mit einer geringeren Anodenspannung gearbeitet, so reduzieren sich die Werte im Verhältnis nach unten.
Die letzte Stufe stellt einen Kathodenfolger dar, welcher das Signal niederohmig auskoppelt, womit der Vanilla Overdrive auch problemlos in der Lage ist längere Kabelwege zu überbrücken ohne nennenswerten Qualitätsverlust. Somit stellen die 10 m Kabel zum Eingang des Verstärkers kein Problem mehr dar.
Der Overdrive Sound als solcher ist recht dick und voll und deutlich mittenlastiger als in den vorhergehenden beiden Versionen. Ideal für dreckige Blues bis Rock-Sounds und durch den oben angesprochenen „Boost“ kann die Übersteuerung bei Leads zusätzlich nochmal ein gutes Stück angehoben werden.
Nachbau
Auch wenn die LoV-Pojekte für Einsteiger in die Röhrentechnik konzipiert sind und zudem nur mit 12 V arbeiten, so ist der Aufbau nicht zu unterschätzen und für absolute Einsteiger in die Elektrik bzw. Elektronik mehr als ungeeignet. Ein gewisses Grundwissen im E-Bereich, insbesondere beim Umgang mit einem Voltmeter sowie beim Lesen und auch Verstehen von Schaltplänen sollte vorhanden sein. Löten nach Zahlen geht – auch wenn der Layout-Plan recht einfach erscheint – in den allermeisten Fällen kräftig in die Hose. Ferner geht es im Gehäuse sehr eng zu, was eine gewisse Anforderung, aber auch Herausforderung an den Umgang mit dem Lötkolben stellt. Dicke 100 Watt Lötpistolen sollten bei diesem Aufbau ganz weit weg gelegt werden. Die besten Ergebnisse erzielt man mit feinen Lötspitzen und einer Löttemperatur von 350 - 370 Grad.
Spannungsversorgung
Beim Thema Spannungsversorgung gibt es ein paar weitere Änderungen im Vergleich zu den Vorgängern. Zwar kommt weiterhin die Standard-LoV-Spannungsversorgung zum Einsatz, aber diese wird durch kleinere Anpassungen an verschiedene Spannungsquelle angepasst. Ganz am Anfang kam für die LoV Projekte ein 14 bzw. 15 V AC Netzteil zum Einsatz, welches mit der LoV Spannungsversorgung sehr gut funktionierte. Irgendwann aber war dieses Netzteil nicht mehr lieferbar und die Alternativen, die es auf dem Markt so gab, waren oftmals mehr schlecht als recht. Weiterhin muss man immer wieder feststellen, dass 230 V Netzspannung nicht gleich 230 V Netzspannung sind. So gibt es Regionen in Europa, bei denen die Netzspannung deutlich niedriger ist, was sich möglicherweise sehr negativ auf die Heizspannung der Röhren und damit deren Funktion auswirken kann. Insbesondere, wenn ein „einfacher“ Transformator zum Einsatz kommt. Ein Schaltnetzteil, welches von 110 bis 240 V Eingangsspannung arbeitet ist hingegen ideal für unterschiedliche Netzspannungen, aber meist erzeugen die Schaltnetzteile durch ihre Arbeitsweise bedingt sehr unangenehme Störgeräusche, weshalb zumindest die Anodenspannung erst nochmal etwas nachbearbeitet werden muss, bevor man sie verwenden kann.
Aber kein Problem. Im nachfolgenden Schaltplan sind drei möglich Kombinations- und Beschaltungsmöglichkeiten der LoV-Spannungsversorgung aufgeführt, die je nach vorhandenem Steckernetzteil anzuwenden sind, um das Optimum aus der Spannungsversorgung und Schaltung herauszuholen. Ja, bei der Verwendung eines 12 V Schaltnetzteiles pendelt sich die Anodenspannung bei nur runden 10,5 V ein, aber dennoch funktioniert der Vanilla Overdrive auch mit dieser Anodenspannung weiterhin stabil.
Problemchen
Der Vanilla Overdrive kann als Bausatz erworben werden oder in Eigenregie zusammengestellt und aufgebaut werden. Sollte man sich für letzteren Schritt entscheiden, so sollte man allerdings JJ Röhren für diesen Overdrive nicht verwenden. Aus welchen Gründen auch immer arbeiten JJ 12AU7 Röhren (aber auch 12AT7) mit den gegebenen Anodenspannungen oftmals nur noch sehr schlecht oder gar nicht mehr zusammen. Russische oder chinesische 12AU7 Röhren hingegen arbeiten nachweislich ohne Probleme – zumindest bis jetzt.